Freitag, 26. Juni 2015

Let's talk about double standards

Hello Ladies and Gents and basically everyone else who is interested in reading my thoughts (greetings from John Malkovich - if you know what I mean!).
Today I'll write about a difficult topic. Nowadays everyone is trying to be tolerant and nice and sooo caring! Well, screw that? No, definitely not. But I'm sick of double standards and I'll explain why:
A few weeks ago an Yves Saint Laurent advertisement was banned because the model was way too skinny and looked anorexic or the short version: unhealthy. And I don't know if I'm okay with that. 

It is important to teach vulnerable young people (not only women can have self-confidence issues), or basically everyone about loving and caring for themselves. Teach them how important it is to stop body shaming, to understand, that your body should never be your enemy, otherwise you would destroy yourself. Yes, all these lessons are beautiful and important, I am not arguing about that.

But what infuriates me is this: You should also teach them to live healthy and care for themselves. And if they do so and still have curves, even though they do a lot of sport? Who cares, their body is perfect the way it is and nothing to be ashamed of. And there is nothing wrong about that! But if they are eating a lot of healthy stuff, do a lot of sport and look like Victoria's Secret models - this should be perfectly fine, too!

And here is why: somehow within the last few months we forgot that "your body is perfect the way it is" works both ways. Not only for curvy people, but also for skinny people. And by banning an advertisement because it looked unhealthy, the watchdog basically said this towards the woman advertising YSL products: "The way you look makes other people sick. Stop looking like that. We don't want that to be seen in public. Just imagine what your appearance could do with other people minds. It would encourage them in hating their own bodies." This is so wrong. On so many levels. Just imagine being told anything like that, just for doing your job. What is worse? No one cares for her, no one asked the featured model for her opinion. People who complained didn't really care for her being probably sick, they felt uncomfortable watching the ad.

So apparently it doesn't matter anymore, if your appearance is determined by your genes or your metabolism. If you're too skinny you will be considered unhealthy, no matter what. 
Yes, I know, there are definitely female and male models, that are anorexic and did a lot of unhealthy things to look the way they do. But I'm sure, that there are many more, whose outer appearance is not caused by bulimia.

But since this doesn't matter anymore, let's ban all the other ads that could make people sick, just by watching them. How about banning everyone from television or commercials, who looks overweight? Being overweight or even obese causes cardic infarcation, diabetes and/or thrombosis. So this should be forbidden, right? No? Oh, I forgot. Double standards. Here we go.

In case anyone is reading this and already on twitter tweeting: "horrible person hates overweight people! #lovemycurves" - stop it. This is not the intended message. I just want to show that double standards are ruining us. Why is it totally okay for famous stars to sing: "F*ck them skinny bitches"? But if anyone says anything as negative against overweight people they are being intolerant? Both statements are hurting people and none of them should be tolerated.

So is there any perfect solution? No. But if people are living a healthy and happy life they should be allowed to be confident about themselves. Skinny people included, otherwise we will always hurt someones feelings. Which means, that the body shaming of skinny people has to stop.

Was is right to ban the YSL ad? I don't think so. In case the model was anorexic (which not only describes her outer appearance but also her inner attitude towards her body), I'd say it was the right thing to do. But if she was totally fine, living her life the way it makes her feel good? No, in this case it would have been wrong.

I'm kind of curious whether I will receive any reactions connected to this post. Feel free to comment and tell me what you think!

Lots of love, 

Curlina

Montag, 2. Februar 2015

Home is, where your heart is

Heute habe ich mir mal wirklich darüber Gedanken gemacht, was es heißt, ein zu Hause zu haben.
Nein, nicht einfach nur einen Ort zu dem ihr einen Schlüssel habt. Oder zählt das vielleicht auch?
Ich fühle mich an vielen Orten wohl und es gibt ganz unterschiedliche Gründe dafür.

1. Familie

Mein zu Hause ist ganz klar dort, wo ich aufgewachsen bin. Nicht nur die Wohnung, sondern auch alles drum herum. Der Spielplatz, auf dem ich im Sommer gerne bis 22 Uhr gespielt habe, ohne meiner Familie davon zu erzählen (tut mir übrigens leid...). Die ganzen Schleichwege und Abkürzungen, die ich mit meinen Freunden entdeckt habe. Mein Schulweg; so wenig ich ihn damals mochte, heute werden da schöne Erinnerungen wach.
Aber auch ganz klar die Küche, in der ich zum ersten Mal gesehen habe, wie man so richtig kocht und wie der Geruch nach leckerem Essen bis ins Treppenhaus zieht. Das Wohnzimmer, indem man mit den Liebsten Karten gespielt hat und regelmäßig die Debatte aufkam, wer bestimmt, was abends schließlich im Fernsehen angesehen wird.
Später, in der neuen Wohnung war es mein Zimmer, welches ich nach meinem Geschmack gestalten konnte. Oder die Essecke, in der es am Wochenende das beste Frühstück aller Zeiten gab, als es noch völlig egal war, wie viele Kalorien wohl ein Pfannkuchen hat oder ob man den Kakao nicht mit Wasser statt mit Milch anrühren sollte. Der Ort ist mit allen Erinnerungen verbunden, die mich im Laufe der Jahre geprägt haben und vor allem mit den Menschen, die man liebt.
Das war zu Hause und es wird mir immer als solches in Erinnerung bleiben. Doch habe ich im Laufe der Zeit mehr Orte kennen gelernt, die ich zu Hause nennen kann.


2. Die erste eigene Wohnung

Kurz nach meinem Abitur zog ich aus. Ganz alleine machte ich mich wie so viele auf in eine fremde Stadt, in der ich niemanden kannte und nichts hatte, was vertraut oder mit Erinnerungen verbunden war.
Eine kleine Wohnung war schnell gefunden (ich weiß, davon können viele Studenten nur träumen, in meinem Studienort ist das etwas entspannter). Bestückt war sie mit meinen Möbeln aus dem "Kinderzimmer" und natürlich kam neues hinzu. Es war jedoch nicht nur Sache der Möbel, dass ich den fremden und auch irgendwie kahlen Raum bald gemütlich wahrnahm. Ich hatte selbst Fleiß und Arbeit in meinen Wohnraum gesteckt. Hing Fotos auf, suchte nach passender Deko, machte es mir bequem und füllte mit Freunden und Zeit den zuvor seelenlosen Raum mit Leben. Indem ich dort Zeit verbrachte (wenn auch durch Klausuren nicht immer sooo viel davon übrig war), wurde es zu meinem Zufluchtsort. Da, wo alles an seinem Platz steht, auch wenn das nicht sofort erkennbar ist. Da, wo ich zum ersten Mal wirklich selbst bestimmt habe, wie es aussehen und wirken soll. 
Es ist nicht perfekt - eng, klein und irgendwie durcheinander - es ist so, weil ich es so wollte. Dadurch, dass ich es dazu gemacht habe, ist es zu einem Teil von mir geworden und eben ein zu Hause

3. Du weißt, hier kannst du glücklich werden

Es gibt in meinem Herzen Orte, an denen ich nicht lange gelebt habe und vielleicht nur auf der Durchreise halt gemacht habe. Dennoch musste ich nur mit den Menschen reden, mit ihnen Zeit verbringen und die Gegend ansehen, schon wusste ich: Hier, genau hier, wird ein Teil meines Herzens immer bleiben. Für mich war es die wundervolle Stadt Nîmes. Während meines ersten Interrail Urlaubs lernte ich dort die freundlichsten, aufgeschlossensten Menschen kennen. Es war, als wäre dort die Welt in Ordnung. Als wären alle Sorgen leichter. Natürlich war es nur ein kurzer Einblick in das Leben in dieser Stadt. Doch auch bei meinem zweiten Besuch wurde ich nicht enttäuscht. Ich war glücklich, weil ich in dieser Stadt war. Beim Aussteigen aus dem Zug und Betreten des bekannten Bahnhofs kam es mir vor, als würde ich einen alten Freund besuchen. 

Es gibt noch so viel mehr Orte, die ein zu Hause darstellen können. Wie die Wohnung eines Freundes, bei dem man immer willkommen ist. Oder das Ferienhaus, in dem die schönsten aller Sommer verbracht wurden. Oder, oder, oder...

Worauf ich hinaus möchte ist etwas anderes. Ein zu Hause ist verbunden mit Erinnerungen an alles, was einem wichtig ist. Möchte man ein neues zu Hause gründen, dann steckt man da viel Herzblut rein und versucht, es vollkommen zu machen. 
Indem man die Deko unbewusst ein wenig wie früher gestaltet. Oder der Küche viel Aufmerksamkeit widmet, weil mit der Familie früher so gut gekocht wurde. Man trägt vieles zusammen, was einem wichtig ist, sodass eben dieses neue Heim nicht lange braucht, um wirklich bedeutsam und vertraut zu werden. Der Prozess des Gestaltens reicht oft schon aus, um Verbundenheit auszulösen.
Muss man dieses zu Hause verlassen, tut es weh, denn man lässt unweigerlich etwas zurück. Ja, auch materielles. Aber diese Dinge gewinnen an Wert, weil wir ihnen diesen verleihen und daran Erinnerungen hängen.
Meine Eltern zogen um, kaum dass ich mein Studium begonnen habe. Mich hat das sehr traurig gemacht, denn meine neue Wohnung hatte noch keinen eigenen Charakter und es beudete mir viel, zu wissen, dass ich nach Hause zu meinen Eltern fahren könnte, wo alles an seinem Platz stehen würde. Dem war nicht mehr so. Es ist schwierig zu erklären, warum man weint, wenn man einen Schlüssel abgibt. Aber für mich stand der Schlüssel der elterlichen Wohnung für die Jahre meiner Kindheit und hatte viel Symbolik.
Trotz der ganzen Kitschigkeit in diesem Satz: ein zu Hause aufzugeben, heißt nicht, dass man es verliert. Die Erinnerungen, die es so besonders machen, trägt man in sich. Es sind die Menschen und Erlebnisse um uns, die ein zu Hause zu einem solchen erst machen. Mein Herz hängt an all den aufgezählten Orten. Mir ist es aber nicht mehr möglich, jeden davon aufzusuchen. Andere Menschen nennen die vorherige Wohnung meiner Eltern nun ihr Heim und das ist in Ordnung. 
Auch wenn es schwer ist, hin und wieder hilft es nicht nur den Verlust zu betrachten, sondern die Gründe, warum eine Wohnung oder ein Haus solche Bedeutung für uns hat. Diese Gründe sind oft Glücksmomente und trösten nicht nur, sondern machen Mut, dass man vielleicht einem neuen Ort ebenfalls Identität einhauchen kann.

Eure Curlina

P.S.: Nicht auf jeden treffen die Beispiele zu, die ich genannt habe. Dennoch ist das hier als Motivation gemeint, für alle die irgendwo einen Neuanfang wagen müssen...

P.P.S.: Gewidmet den Menschen, die mich durch mein Leben begleitet hat, seit ich denken kann. Ihr seid mein zu Hause.

 
  
 

Mittwoch, 21. Januar 2015

The One after...


"Oft ist das Denken schwer, indes,
das Schreiben geht auch ohne es."
- Wilhelm Busch -

Genau nach diesem Motto möchte ich nicht verfahren. Aber wann immer ich versuche, meine Gedanken zu Pegidasodummohmeinegüte in klare Worte zu fassen, verknoten sich meine Finger, weil sie nicht so schnell tippen können, wie ich die Worte aufschreiben möchte. Außerdem legt sich dabei meine Stirn in Falten, die so aussehen, als wären sie gekommen, um zu bleiben... Unschön. 
Da ich aber das Denken beim Schreiben nicht ausschalten möchte, werde ich diesem leidigen Thema vorerst keine weitere Plattform bieten. 
Stattdessen habe ich bewusst nach Dingen gesucht, die Hoffnung geben. Hoffnung, dass wir miteinander besser können, als gegeneinander.

Meine ganz persönlichen Hoffnungsträger sind das Reisen und Lesen. Beide eröffnen auf ihre
eigene Art demjenigen, der sich darauf einlässt, neue Welten, Ansichten und Kulturen. Beide wecken und berühren in mir eine Vielzahl von Gefühlen.
Ein wundervolles Zitat, welches der Literatur entspringt und dem Reisen huldigt, stammt von Tolkien:

"Not all those who wander are lost."

Als junge Frau, die bisher zwei Mal das Abenteuer gewagt hat, mit dem Zug alleine durch Europa zu reisen (Interrail), braucht man hin und wieder etwas, das einem Mut macht. Für mich sind es diese einfachen Worte gewesen. Natürlich bin ich dadurch geprägt, dass die Herr der Ringe Trilogie meine liebste Reiseliteratur ist. Diesen Satz habe ich mir in so vielen Situationen vorgemurmelt, dass ich vermutlich sehr oft sehr fragwürdige Blicke kassiert habe. Aber hat er nicht eine wundervolle Bedeutung?
Man ist nicht ziellos, nur weil man noch nicht angekommen ist. Man hat sich nicht verlaufen, nur weil man einen langen Weg gewählt hat. Man ist nicht verloren, nur weil man einen Teil seines Weges alleine bestreitet. 
Meiner Erfahrung nach bewahrheitet sich eine dieser Thesen genau dann, wenn man den Glauben an den Wahrheitsgehalt schon fast verloren hat. Es gab unzählige Situationen, in denen mir nach Weinen zumute war, weil ich Angst hatte und meine Entscheidung, überhaupt eine solche Reise zu unternehmen, wirklich verflucht habe (ein Seemann hätte noch was lernen können von dem Wortschatz...). Doch in solchen Augenblicken tauchte jemand auf, der selbstlos half oder man bekam den Schubs in die richtige Richtung und der Glaube an sich selbst und die eigentlich so fremden Menschen um einen herum, erstrahlte im wahrsten Sinne des Wortes in einem gelösten Lächeln. 
Man findet neues, unbezahlbares Vertrauen in sich selbst und seine Mitmenschen. Dieses Gefühl ist so erfüllend, dass man darauf aufbauen kann und Vorurteile gegenüber sich selbst und anderen überwindet.

Was war meine Konsequenz? Ich bin ein Jahr später wieder in den Zug gestiegen. 

Natürlich ist dies nur einer der Gründe, warum Reisen den Horizont erweitert und bei manchen Fernweh hervorruft. Aber wer weiß? Vielleicht ist dies genau die Motivation, die jemand braucht, um ein neues Abenteuer zu wagen. 

Eure Curlina

P.S.: Beim Schreiben dieses Eintrags wurden sehr viele schöne Erinnerungen geweckt. Aus egoistischen Gründen werde ich in Zukunft noch mehr darüber schreiben! 

Kleiner Tipp: Roaming und Google Maps vertragen sich nicht unbedingt; Stadtpläne waren deshalb meine treuen Begleiter.

Bern. Eine wahnsinnige Aussicht über Fluss und Berge.
Ein Fürstentum zum Verlieben: Monaco.







Samstag, 10. Januar 2015

Kein Täter werden

Vergleicht man den Abstand zwischen erstem und zweiten Blogeintrag, so ist dieser Eintrag schon fast übereilt. Meiner Ansicht nach, ist er jedoch längst überfällig.
Man hat sich kaum von den Ereignissen in der Redaktion des Magazins "Charlie Hebdo" erholen können und manche ringen noch nach Worten, um ihr Unverständnis für solche Taten mitzuteilen, da ereilen einen die nächsten Schreckensnachrichten: Erneut wurden in Paris unschuldige Menschen als Geiseln genommen. Das Resultat der Geiselnahme: Vier Geiseln sind gestorben, der Geiselnehmer wurde beim Zugriff der Polizei getötet. Bei einem parallel laufenden Einsatz wurden die Hauptverdächtigen des Attentats auf das Satiremagazin umgebracht. 
Eine schreckliche Bilanz weniger Tage, an denen viel zu viele Menschen gestorben sind.
Die Frage ist nun, wohin entwickeln wir uns? Die Gefahr von Terror ist, dass es einer überschaubaren Gruppe gelingt, Macht über die Mehrheit auszuüben. Natürlich, Terror versetzt uns in Angst und Schrecken.  Attentate sollen Angst und Zweifel ins uns schüren. Angst, dass es jeden treffen kann. Zweifel daran, ob unsere Mitmenschen, die nicht unseren Glauben teilen, wirklich zu unserer Gesellschaft gehören. Macht erreicht eine solche Gruppe aber erst dann, wenn sich Angst und Panik zum Selbstläufer entwickeln.
Wenn wir zulassen, dass wir uns von diesen Gefühlen leiten lassen, dann unterwerfen wir uns denjenigen, die Kultur und Gesellschaft zerstören wollen. Wer zulässt, dass seine Angst vor Terror zu Ablehnung und Hass gegenüber Muslimen umschlägt, der lässt sich von den Verantwortlichen hinter einzelnen Taten instrumentalisieren und unterstützt das, wovor er sich eigentlich fürchtet. Denn die Verantwortlichen Terrorgruppen wollen ein Gesellschaftsbild zerstören, das mit ihrem nicht kompatibel ist. Bei ihrer größenbedingten Unterlegenheit gelingt ihnen das nur, wenn der Zerfall von innen heraus vorangetrieben wird und wir anfangen uns voreinander zu fürchten und schließlich zu bekämpfen.
Denn gleichzeitig sollen Muslime sich vor einem Leben in einer westlichen Gesellschaft fürchten. Indem immer wieder unterstrichen wird, wie wenig Islam und ein westlich geprägtes Leben zu einanderpassen, werden Menschen aus der Gesellschaft hinausgedrängt und in die Hände der Radikalen getrieben, die so behaupten können "Wir haben es euch ja gesagt... Die da wollen euch nicht, bei uns seid ihr besser aufgehoben." Dass das religiöse Motiv der Terrororganisationen nur vorgeschoben ist und eine Farce darstellt für ihr menschenverachtendes Handeln, wird ignoriert. Die Verantwortlichen hinter dem IS oder anderen Organisationen sind Wahnsinnige, die festgestellt haben, dass sie unter dem Deckmantel der Religiosität mehr Zulauf bekommen, weil sie feste Strukturen und ein höheres Ziel vorgaukeln können.
Natürlich ist das beschriebene Szenario viel Schwarzmalerei. Doch gibt es eigentlich genug Sprichwörter, die daran erinnern, wie schnell eine ferne Gefahr zur Realität werden kann. Terror kann nur gewinnen, wenn man sich von ihm benutzen lässt. Nicht nur diejenigen sind Täter, die in ihrem Fanatismus mit Waffen Unschuldige erschießen, sondern auch diejenigen, die alle über einen Kamm scheren und eine Abschottung von allem Fremden fordern. Traurig genug, dass Worte wie Toleranz und Nächstenliebe zu Floskeln verkommen sind. Aber vielleicht sollten sich die Menschen, die islamfeindliche Parolen rufend durch die Stadt ziehen, einfach mal darauf besinnen, wer davon profitiert... Und vielleicht können diese Menschen einen anderen Weg einschlagen und womöglich die Floskeln mit etwas Bedeutsamen füllen. Wäre zumindest eine angenehme Überraschung. Die ganze Schwarzmalerei wäre damit zwar dahin, aber das ist nicht unbedingt ein großer Verlust. Schließlich gibt es eigentlich so viele andere, erfreulichere Dinge über die man berichten kann, die aber derzeit von den schockierenden Ereignissen überdeckt werden. 
In der Hoffnung, dass es nicht dabei bleibt; hier mein Fazit: Kein Täter zu werden, das liegt in der Verantwortung von jedem Einzelnen. Wer tatsächlich nachdenkt und sich nicht von reißerischen Aussagen in die eine, oder andere Richtung leiten lässt, hat den wichtigsten Schritt schon getan, um sich radikalem Handeln zu entziehen.

Je suis Charlie

Donnerstag, 8. Januar 2015

Je suis Charlie.

Ja  meine Lieben es ist eine Weile her... Aber da ich seit einigen Monaten dieses Gefühl habe, dass uns so einiges bevorsteht, habe ich beschlossen diesen Blog wieder auszugraben und heute mal auf Deutsch einfach meine Sorgen von der Seele zu schreiben.
Was um uns herum passiert und was wir nicht ignorieren dürfen, ist der Schrecken, der in unserer Welt von vielen Seiten verbreitet wird. Selbstverständlich spreche ich damit das fassunglos machende Attentat in Paris an, aber auch die Geiselnahme in Sydney und auch die verstörenden "Vergeltungstaten", die erst vor einigen Stunden in Frankreich vorgefallen sind.
Meine werten Leser; man kann es nicht genug betonen, wie verachtenswert es ist, seine Positionen und radikalen Standpunkte mit Gewalt, Mord und Folter durchsetzen zu wollen. Die Tatsache, dass man nicht in der Lage ist, seinen Standpunkt mit Worten und Argumenten zu untermauern und sich einer Diskussion zu stellen, ist nur ein weiterer Beweis für die bodenlose Ignoranz, Engstirnigkeit und den Fanatismus der Täter. 
Doch ebenso schlimm ist es, was mit jedem von uns innerlich für einen noch so kurzen Zeitpunkt geschieht: Wir verspüren Angst. Dank der Berichterstattung in deutschen, aber auch internationalen Medien haben wir Angst vor den religiösen Hintergründen der Tat und ignorieren wie so oft die Tatsache, dass ein Einzeltäter (Sydney) oder drei Attentäter (Paris) genauso wenig eine Weltreligion repräsentieren, wie die mordenden IS-Anhänger, die in Scharen über Unschuldige herfallen.
Dennoch macht sich in mir das Gefühl breit, dass trotz wirtschaftlicher und technologischer Entwicklung und Globalisierung, ein großer Teil unserer westlich erzogenen Gesellschaft sich nicht über den hexenverbrennenden Dorfbewohner hinaus entwickeln konnte. Dies ist keine Übertreibung. Man muss nicht erst zu einem Treffen Rechtsradikaler gehen, um Äußerungen zu hören, wonach die Asylgesetze im freundlichsten Fall zu einem neuen Hexenhammer umgeformt werden sollten. Gespickt mit folgenden Ausrufen: "Und überhaupt, diese ganzen Islamisten, die in unser Land strömen! Nehmen einem die Arbeit weg! Wohnen zu hunderten direkt vor meiner Haustür! Beschweren sich auch noch! Dabei bekomme ich wegen denen weniger Harzt IV/BaFög/Sozialhilfe...!"
Dass der IS in erster Linie Andersgläubige abschlachtet und dies medienwirksam zur Abschreckung von Gegnern und gleichzeitig zur Gewinnung neuer Anhänger inszeniert, ist den meisten Kritikern der Flüchtlingspolitik völlig egal. Dass Andersgläubige oder Nicht-ins-System-passende dadurch gezwungen sind, ihre Heimat aufzugeben und irgendwo mit Familie oder im schlimmsten Fall völlig alleine einen Neuanfang wagen müssen und gerade keine Verfechter einer so radikalen Glaubensausübung sind, wird schlichtweg vergessen. Stattdessen werden diese Menschen in Deutschland in die Hände von Privatfirmen gegeben und misshandelt. Haben ja auch noch nicht genug gelitten.
Es ist also völlig sinnlos Flüchtlinge abzulehnen, nur weil sie einen anderen Glauben haben und eine andere Kultur ausgelebt haben, als die Mistgabeln schwingenden Dorfbewohner - oh ich meinte natürlich die zu Toleranz und Weltoffenheit erzogenen deutschen Mitbürger. Denn diese Flüchtlinge sind vor den Radikalen geflohen. Aber dies den Pegida-Anhängern verständlich zu machen, ist irgendwie nicht möglich. 
Was die Redakteure und kreativen Köpfe hinter Charlie Hebdo mit ihren Karikaturen und dem Satiremagazin bewirkt haben, ist eine der wichtigsten Errungenschaften der Pressefreiheit und auch der Kunstfreiheit. Eine Karikatur soll humorvoll und überspitzt auf Problemschwerpunkte hinweisen. Zunächst lacht man darüber und dann lässt man es sich durch den Kopf gehen... Man reflektiert. Dies bei einer Religion zu tun ist richtig und wichtig. Mit Mut und intelligentem Witz Menschen zum Nachdenken zu bringen, ist eine großartige Möglichkeit, um zu verhindern, dass radikale Bewegungen mehr Zulauf bekommen. Denn deren Anhänger finden es großartig, dass ihnen das Denken von ein, zwei "Führ...ungskräften" abgenommen wird.
Wer nun dazu aufruft, den Islam aus Deutschland, Europa, ja am besten aus der ganzen Welt zu verbannen, der hat nicht verstanden, wofür diese Menschen bei Charlie Hebdo gearbeitet haben und schließlich gestorben sind.
Ein Zeichen zu setzen mit "Je suis Charlie Hebdo" ist großartig. Ebenso großartig, wie "I'll ride with you". Denn Solidarität mit Muslimen zu zeigen, die sich nun fürchten, auf Grund ihrer Religion einer Hetze zu unterliegen, scheint gerade jetzt bitter nötig.

P.S.: Ja, dieser Text ist gespickt mit Ironie und Sarkasmus. Denn anders sind manche aufgegriffenen Äußerungen und angesprochenen Themen nicht zu ertragen.