Montag, 2. Februar 2015

Home is, where your heart is

Heute habe ich mir mal wirklich darüber Gedanken gemacht, was es heißt, ein zu Hause zu haben.
Nein, nicht einfach nur einen Ort zu dem ihr einen Schlüssel habt. Oder zählt das vielleicht auch?
Ich fühle mich an vielen Orten wohl und es gibt ganz unterschiedliche Gründe dafür.

1. Familie

Mein zu Hause ist ganz klar dort, wo ich aufgewachsen bin. Nicht nur die Wohnung, sondern auch alles drum herum. Der Spielplatz, auf dem ich im Sommer gerne bis 22 Uhr gespielt habe, ohne meiner Familie davon zu erzählen (tut mir übrigens leid...). Die ganzen Schleichwege und Abkürzungen, die ich mit meinen Freunden entdeckt habe. Mein Schulweg; so wenig ich ihn damals mochte, heute werden da schöne Erinnerungen wach.
Aber auch ganz klar die Küche, in der ich zum ersten Mal gesehen habe, wie man so richtig kocht und wie der Geruch nach leckerem Essen bis ins Treppenhaus zieht. Das Wohnzimmer, indem man mit den Liebsten Karten gespielt hat und regelmäßig die Debatte aufkam, wer bestimmt, was abends schließlich im Fernsehen angesehen wird.
Später, in der neuen Wohnung war es mein Zimmer, welches ich nach meinem Geschmack gestalten konnte. Oder die Essecke, in der es am Wochenende das beste Frühstück aller Zeiten gab, als es noch völlig egal war, wie viele Kalorien wohl ein Pfannkuchen hat oder ob man den Kakao nicht mit Wasser statt mit Milch anrühren sollte. Der Ort ist mit allen Erinnerungen verbunden, die mich im Laufe der Jahre geprägt haben und vor allem mit den Menschen, die man liebt.
Das war zu Hause und es wird mir immer als solches in Erinnerung bleiben. Doch habe ich im Laufe der Zeit mehr Orte kennen gelernt, die ich zu Hause nennen kann.


2. Die erste eigene Wohnung

Kurz nach meinem Abitur zog ich aus. Ganz alleine machte ich mich wie so viele auf in eine fremde Stadt, in der ich niemanden kannte und nichts hatte, was vertraut oder mit Erinnerungen verbunden war.
Eine kleine Wohnung war schnell gefunden (ich weiß, davon können viele Studenten nur träumen, in meinem Studienort ist das etwas entspannter). Bestückt war sie mit meinen Möbeln aus dem "Kinderzimmer" und natürlich kam neues hinzu. Es war jedoch nicht nur Sache der Möbel, dass ich den fremden und auch irgendwie kahlen Raum bald gemütlich wahrnahm. Ich hatte selbst Fleiß und Arbeit in meinen Wohnraum gesteckt. Hing Fotos auf, suchte nach passender Deko, machte es mir bequem und füllte mit Freunden und Zeit den zuvor seelenlosen Raum mit Leben. Indem ich dort Zeit verbrachte (wenn auch durch Klausuren nicht immer sooo viel davon übrig war), wurde es zu meinem Zufluchtsort. Da, wo alles an seinem Platz steht, auch wenn das nicht sofort erkennbar ist. Da, wo ich zum ersten Mal wirklich selbst bestimmt habe, wie es aussehen und wirken soll. 
Es ist nicht perfekt - eng, klein und irgendwie durcheinander - es ist so, weil ich es so wollte. Dadurch, dass ich es dazu gemacht habe, ist es zu einem Teil von mir geworden und eben ein zu Hause

3. Du weißt, hier kannst du glücklich werden

Es gibt in meinem Herzen Orte, an denen ich nicht lange gelebt habe und vielleicht nur auf der Durchreise halt gemacht habe. Dennoch musste ich nur mit den Menschen reden, mit ihnen Zeit verbringen und die Gegend ansehen, schon wusste ich: Hier, genau hier, wird ein Teil meines Herzens immer bleiben. Für mich war es die wundervolle Stadt Nîmes. Während meines ersten Interrail Urlaubs lernte ich dort die freundlichsten, aufgeschlossensten Menschen kennen. Es war, als wäre dort die Welt in Ordnung. Als wären alle Sorgen leichter. Natürlich war es nur ein kurzer Einblick in das Leben in dieser Stadt. Doch auch bei meinem zweiten Besuch wurde ich nicht enttäuscht. Ich war glücklich, weil ich in dieser Stadt war. Beim Aussteigen aus dem Zug und Betreten des bekannten Bahnhofs kam es mir vor, als würde ich einen alten Freund besuchen. 

Es gibt noch so viel mehr Orte, die ein zu Hause darstellen können. Wie die Wohnung eines Freundes, bei dem man immer willkommen ist. Oder das Ferienhaus, in dem die schönsten aller Sommer verbracht wurden. Oder, oder, oder...

Worauf ich hinaus möchte ist etwas anderes. Ein zu Hause ist verbunden mit Erinnerungen an alles, was einem wichtig ist. Möchte man ein neues zu Hause gründen, dann steckt man da viel Herzblut rein und versucht, es vollkommen zu machen. 
Indem man die Deko unbewusst ein wenig wie früher gestaltet. Oder der Küche viel Aufmerksamkeit widmet, weil mit der Familie früher so gut gekocht wurde. Man trägt vieles zusammen, was einem wichtig ist, sodass eben dieses neue Heim nicht lange braucht, um wirklich bedeutsam und vertraut zu werden. Der Prozess des Gestaltens reicht oft schon aus, um Verbundenheit auszulösen.
Muss man dieses zu Hause verlassen, tut es weh, denn man lässt unweigerlich etwas zurück. Ja, auch materielles. Aber diese Dinge gewinnen an Wert, weil wir ihnen diesen verleihen und daran Erinnerungen hängen.
Meine Eltern zogen um, kaum dass ich mein Studium begonnen habe. Mich hat das sehr traurig gemacht, denn meine neue Wohnung hatte noch keinen eigenen Charakter und es beudete mir viel, zu wissen, dass ich nach Hause zu meinen Eltern fahren könnte, wo alles an seinem Platz stehen würde. Dem war nicht mehr so. Es ist schwierig zu erklären, warum man weint, wenn man einen Schlüssel abgibt. Aber für mich stand der Schlüssel der elterlichen Wohnung für die Jahre meiner Kindheit und hatte viel Symbolik.
Trotz der ganzen Kitschigkeit in diesem Satz: ein zu Hause aufzugeben, heißt nicht, dass man es verliert. Die Erinnerungen, die es so besonders machen, trägt man in sich. Es sind die Menschen und Erlebnisse um uns, die ein zu Hause zu einem solchen erst machen. Mein Herz hängt an all den aufgezählten Orten. Mir ist es aber nicht mehr möglich, jeden davon aufzusuchen. Andere Menschen nennen die vorherige Wohnung meiner Eltern nun ihr Heim und das ist in Ordnung. 
Auch wenn es schwer ist, hin und wieder hilft es nicht nur den Verlust zu betrachten, sondern die Gründe, warum eine Wohnung oder ein Haus solche Bedeutung für uns hat. Diese Gründe sind oft Glücksmomente und trösten nicht nur, sondern machen Mut, dass man vielleicht einem neuen Ort ebenfalls Identität einhauchen kann.

Eure Curlina

P.S.: Nicht auf jeden treffen die Beispiele zu, die ich genannt habe. Dennoch ist das hier als Motivation gemeint, für alle die irgendwo einen Neuanfang wagen müssen...

P.P.S.: Gewidmet den Menschen, die mich durch mein Leben begleitet hat, seit ich denken kann. Ihr seid mein zu Hause.

 
  
 

1 Kommentar:

  1. Ein neuer Eintrag! Gerne kann in den Kommentaren über ähnliche oder gegensätzliche Erlebnisse berichtet werden. Hoffentlich gefällt es euch, eure Curlina

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